Heizkostenwahnsinn in Berlin Wedding

Wir sind ein Zusammenschluss von Mieter*innen eines Mehrfamilienhauses in Berlin Wedding. Die Mieterstruktur des Hauses ist divers. Es leben Familien, Paare, als auch Alleinwohnende in den einzelnen Wohnungen. Besitzer und Vermieter des Hauses ist die Vonovia SE.

Im September 2023 haben wir eine nicht nachvollziehbar hohe Heizkostenabrechnung für das Jahr 2022 erhalten. Hierin werden von uns Mieter*innen Nachzahlungen in Höhe von bis zu 3.700 € für eine 90 qm Wohnung gefordert. Laut der Abrechnung wird das Haus mit Fernwärme versorgt. Insgesamt sollen die Heizkosten für besagte Wohnung für das Jahr 2022 über 5700 € betragen haben. Mehrere weitere Mietparteien des Hauses haben Heizkostennachforderung von deutlich über 1000 € erhalten. Konträr zu den Kosten ist der Verbrauch des Hauses insgesamt gegenüber dem Jahr 2021 um 17,8% gesunken.

Die von Vonovia neu berechneten Heizkostenvorauszahlungen sind nun teilweise so hoch, wie die Grundmiete der jeweiligen Wohnung. Teilweise sollen nun knapp 9 € pro Quadratmeter und Monat nur für Heizkosten (ohne Warmwasser) vorausbezahlt werden.

Der Hauptgrund für die hohen Heizkosten ist der vom Wärmeversorger veranschlagte Arbeitspreis pro kWh, der für unser Haus im Jahresdurchschnitt 2022 bei 36 Cent netto lag. Im November 2022 wurde ein Arbeitspreis pro kWh in Höhe von knapp 60 Cent netto angesetzt. Dieser Preis ist selbst in Energiekrisezeiten extrem hoch (siehe Vergleichsansicht). Zur Einordnung: ein anderes Mehrfamilienhaus des gleichen Vermieters in derselben Straße hatte 2022 einen durchschnittlichen Fernwärme-Arbeitspreis von 7,3 Cent/kWh netto. Damit ist unser durchschnittlicher Arbeitspreis fast fünfmal so hoch wie der des Nachbarhauses.

Nach intensiver Recherche haben wir herausfinden können, dass zwischen Vonovia und der Vattenfall Energy Solutions GmbH (Wärmeversorger) ein sog. 'Wärme-Contracting'-Vertrag besteht. Der Wärmeversorger besitzt und betreibt den Heizkessel im Keller des Hauses. Die Kosten hierfür werden unserem Vermieter in Rechnung gestellt, der wiederum die Kosten auf uns Mieter umlegt. Auf die Vertragsbestimmungen haben wir Mieter keinen Einfluss, da dieser zwischen Vermieter und Wärmeversorger geschlossen wurde. Der im Vertrag vereinbarte Arbeitspreis pro kWh wird anhand einer Formel berechnet, die u.a. auf dem Spot-Gaspreis an der Börse und einem Indexwert für Erzeugerpreise beruht. 

Um uns ein genaueres Bild verschaffen zu können, haben mehrere Mietparteien Einsicht in die Verträge zwischen Vermieter und Wärmeversorger gefordert. Diese Einsicht steht uns rechtlich zu, wurde uns bisher allerdings nicht gewährt.

Insgesamt fordern wir:

Einsicht in den Wärmeliefervertrag: Wir wollen Einsicht in den aktuellen Wärmeliefervertrag und auch in frühere Wärmelieferverträge von unserem Haus. Auch in alle anderen Vereinbarungen zwischen Vonovia und Vattenfall wollen wir Einsicht bekommen. 

Anpassung der Vorauszahlungen: Anpassung der Heizkostenvorauszahlungen auf ein realistisches Maß, das sich an den wirklich zu erwartenden Kosten orientiert. Die Energiepreise sind schon wieder deutlich gesunken, eine Erhöhung ist daher nicht nachvollziehbar. Die für das Jahr 2023 beschlossene Gaspreisbremse scheint ebenfalls nicht berücksichtigt worden zu sein.

Prüfung der Preisanpassungen: Wieso sind die Arbeitspreise so hoch und warum werden sie mit zweimonatlichem Verzug angepasst? Vonovia hat diesen Vertrag abgeschlossen und sollte nun prüfen, ob die Preisanpassungen von Vattenfall rechtens sind und gegebenenfalls dagegen vorgehen. 

Bessere Regulierung von Wärme-Contracting: Wir fordern, dass Wärme-Contracting transparenter gestaltet werden muss. Mieter sollten bei jeglicher Vertrags- und Preisänderung informiert werden müssen.

Wir befürchten, dass wir mit unserer Situation nicht alleine dastehen und möchten mit dieser Website eine Möglichkeit zur Vernetzung schaffen. Gleichzeitig wollen wir die interessierte Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Dinge auf dem Laufenden halten. Schreibt uns gerne eine Mail an heizkostengerechtigkeitwedding@gmail.com, wenn Ihr Ähnliches erfahren habt oder weitere Informationen benötigt.

https://sites.google.com/view/heizkosten-berlin-wedidng

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